Mülheim - Manfred K. lebt seit über drei Jahren in einer Wohnung ohne Dusche. Eine heruntergekommene Bleibe an der Berliner Straße in Mülheim, in die der Sozialhilfe-Empfänger von der Stadt eingewiesen wurde. Andernfalls hätte er auf der Straße gestanden. In dem Bescheid ist von einem Bad die Rede, das bei Manfred K. ebenso fehlt, wie bei Bajram M., der eine Etage tiefer wohnt.
Hausen müsste man es eigentlich nennen: Der untergewichtige Kosovo-Albaner macht den Eindruck eines Obdachlosen, der sich in einem vom Abriss bedrohten Haus eingenistet hat. Doch der 62-Jährige hält eine Mietbescheinigung von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG in den Händen. „Nur mit Bad / WC in der Wohnung“ heißt es dort. Die 171,49 Euro Miete zahlt die Stadt, denn auch Bajram M. bekommt Sozialhilfe. „Warmmiete“ wäre der falsche Begriff, da es in dem Haus keine Heizung gibt ..
Kommentar: Andere Leute schicken ihre Kinder für einige hundert Euro im Monat in den Kindergarten. Auch in Mülheim, nur wenige Meter weiter. Da schmeckt das Wort Soziale Gerechtigkeit plötzlich nach altem Kaugummi. Das ist kein Neid gegenüber besser Verdienenden, sondern Sorge um die Abgehängten. Als käme wieder eine Zeit, als Armut gottgegeben und selbst verschuldet war. (rb/MF)